2. Generation: Pflegeberuf mit 17?

In den Pflegeberufen fehlt der Nachwuchs. Es gibt zu wenig Personal, sei es im Seniorenheim oder im Krankenhaus. Mögliche Gründe sind schon länger ein öffentliches Diskussionsthema.

Wer würde heutzutage freiwillig in diesem Beruf einsteigen? Wer würde für das Geld diese Arbeit machen?

Ich habe jemanden getroffen.

Sarah (geänderter Name), heute knapp 20, hat mit 16 ihren Schulabschluss gemacht und im Anschluss ein FSJ absolviert, bei dem sie in die Lage kam, kranken Menschen zu helfen.
Für sie war klar, dass sie danach eine Ausbildung als Krankenschwester beginnen würde. Sie hätte auch etwas anderes machen können, es war nicht so, dass sie keine Wahl hatte. Aber Sarah wusste, dass es der richtige Job ist.
Sie hat sich einige Male über die Arbeitsbedingungen und Schichten beschwert. Dennoch bleibt sie in der Branche. Ich fragte mich: Warum tut sie sich das an?

Sie erklärte mir, dass ihr Lohn die Dankbarkeit ist. Auch wenn das Gehalt schlecht ist und die Arbeitszeiten am Wochenende nerven. Sie weiß, dass sie den Job liebt, wenn sie den Dank der (hilfsbedürftigen) Menschen erhält. Deshalb ist der Beruf für sie einerseits der schönste und andererseits eben auch mal der schlimmste der Welt.

Ich bin beeindruckt von ihrer Entscheidung und gleichzeitig merke ich, wie klar dieser Gedanke doch ist. Menschen helfen kann jemanden erfüllen. Ich weiß nicht, wie leicht sich Menschen in einem anderen Job noch umentscheiden würden und auf ihr höheres Gehalt verzichten, um in die Pflege zu gehen. Ich hoffe, dass sich die Bedingungen bald ändern, sodass mehr Leute sich für diese Richtung entscheiden (können). Kann sich eine junge Mutter diesen Job „leisten“?
Es ist schade, dass diese wichtigen Jobs so wenig honoriert werden und in der Gesellschaft so unattraktiv geworden sind.
Aber toll finde ich es, dass sich junge Leute diesen Beruf noch freiwillig aussuchen, was heutzutage nicht unbedingt zu erwarten ist. Dass sich viel zu wenige dazu entscheiden, ist klar und gerade darum sind Leute wie Sarah wichtig.

Im Vergleich zu unserer Eltern-Generation hat Sarah mehrere Möglichkeiten gehabt und musste nicht die eine freie Stelle annehmen, wie Uwe (siehe meinen letzten Beitrag). Aber hätte sie jetzt die Möglichkeit, jung eine Familie zu gründen? Die finanzielle Situation bringt einen auch heute oft an einen Scheidepunkt.

Jedenfalls hat mich Sarah daran erinnert, sich ab und zu auf das Wesentliche zu konzentrieren. Manche alltäglichen Probleme sind so unnötig und Menschen wie Sarah kümmern sich in der Zwischenzeit um wichtigere Dinge. Wie lange sie sich die Arbeit vorstellen kann, weiß ich nicht. Ich denke aber, wenn man schon im jungen Alter mit dieser Arbeit und mit Hilfsbereitschaft konfrontiert wird, prägt es sich das ein – Vielleicht sollten wir schon im Kindergarten darauf achten, dass unsere Kinder lieber mal einen Bonbon mehr abgeben, statt ihn selbst zu essen? Und jemanden aufzuhelfen, statt ihn auszulachen, wenn er hingefallen ist?

Aprospros …Werden nicht auch noch Erzieher gesucht? …

Mehr zu meiner Reihe findet ihr in meinen letzten Beiträgen.

 

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