Vor kurzem wurde ein Blauhai auf Sylt angespült. Ein höchst ungewöhnlicher Fund in der Nordsee. Normalerweise bevorzugt diese Art wärmeres Gewässer. Markierungen zeigen aber, dass Blauhaie Landstreckenwanderer sind und von Brasilien nach Irland kommen. Das 2,25 Meter lange Tier starb laut Medien durch Parasiten. Das Männchen war noch nicht ausgewachsen, Blauhaie können bis zu 3,40 Meter und mehr erreichen und gehören zu den am weitesten verbreiteten Haiarten. Sie fressen alles, was sie erbeuten können und werden daher u.a. „Wolf der Meere“ genannt. Dabei kann es im Einzelfall auch zu Angriffen auf Menschen kommen, sodass sofort von einer „potenziellen Gefahr“ gesprochen wird.
Jährlich sterben etwa zehn Menschen durch Haiangriffe. Sehr gefährlich also. Allergien gegen Wespen oder Bienen bringen mehr Menschen um. Trotzdem hält sich immer noch das Image des bösen Hais in der Welt. Es ist nicht lange her, da habe ich „Der weiße Hai“ mal wieder angeschaut. Danach wunderte es mich nicht, dass man mit Haien sofort Gefahr und Tod in Verbindung bringt. Aber Tatsache ist, dass wir Menschen für den Hai eine viel größere Gefahr darstellen.
Der Bestand der Blauhaie ist in den vergangenen Jahren weit zurückgegangen. Das liegt nicht zuletzt am Fischfang, bei dem viele Tiere mitgefangen werden und verenden. Dazu kommt die Beliebtheit des Hais als Delikatesse in China, wofür Millionen von Haie abgeschlachtet werden. Der Blauhai musste schon 80-90 Prozent seines Bestandes einbüßen, berichtet die SHZ. Erst im Sommer wurde im Meerschutzgebiet der Galapagosinseln ein illegaler Frachter entdeckt, der tausende Haie fing. Der illegale Haifang breitet sich aus. Und dadurch, dass der Hai ja „gefährlich“ für uns ist, stört es nur wenige. Haie sind nicht süß wie Robben oder Delphine. Eine Tierschutz-Kampagne würde also nicht wirklich gut laufen.
Sein Gegenbeispiel an Land ist der Wolf, nur dass diesem durch seinen gefährdetem Bestand sehr viel mehr Schutz zugesprochen wird.
Spätestens seit Rotkäppchen gilt er als böses Tier, das Omas frisst. Danke, Brüder Grimm. So böse, dass er in Deutschland 150 Jahre lang nicht mehr aufzufinden war. Mittlerweile gibt es wieder 73 Paare/Rudel hierzulande und sie breiten sich weiter aus. Menschen geraten aber gern in Panik, sobald sie einen sehen. Ich verstehe, dass man Angst bekommt, wenn man einem großen, wilden Tier begegnet. Ich wüsste auch nicht, wie ich reagieren würde, aber gleich den Teufel an die Wand malen, ist nicht unbedingt das erste, was man tun sollte. Die Tiere werden von Forschern streng überwacht und gezählt. Dass es gleich zu einer Übervölkerung kommt, ist auszuschließen, zumal Wölfe gar nicht in allen Regionen Deutschlands leben können. In Niedersachsen wurden 2016 27 nachgewiesene Wolfsangriffe auf Nutztiere dokumentiert, wobei 135 Tiere starben. Das ist nicht wenig. Tierhalter können aber auch vorsorgen und außerdem eine Ausgleichszahlung anfordern. Zur Vorbeugung können Zäune, Behirtung, Hüte- und Schutzhunden zum Einsatz kommen. Elektrozäune mit einer Höhe von mindestens 90 Zentimeter Höhe bieten eine guten Schutz gegen Wölfe.
Die Tiere kundschaften aber auch den Lebensraum der Menschen nach und nach aus. Einige Rudel haben schon keine Angst mehr vor lauten Autos oder Schreckrufen. Dagegen muss natürlich etwas getan werden, weil Menschen, vor allem Kinder oder ältere Personen, zum Beuteschema des Wolfs passen würden. Tierschutz-Kampagnen betonen immer wieder, dass Wölfe keine Gefahr für den Menschen darstellen und bisher ist ja auch alles gut gegangen. Ausschließen kann man es aber nicht, man muss eine Balance schaffen. Wenn sich Wölfe in Wohngebiete trauen, verwandelt sich der durch Naturschützer aufgebaute gute Ruf des Wolfs schnell wieder in die andere Richtung und der böse Wolf wird Realität. Dies wäre aber ein Fall für die öffentliche Sicherheit und nicht für den Tierschutz.
Ich hoffe, dass wir diesen Fall verhindern können und von keinem einen Angriff auf Menschen lesen müssen, woraufhin der Wolf vermutlich wieder verschwinden muss.
„Ein Großteil des Problems, das wir haben, ist die Ideologie die hinter dem Wolf steckt, die verhindert rationale Entscheidungen der politisch Handelnden.“ – Wolfsberater Christian Lohmeyer.
Es gibt immer zwei Seiten, sowohl für den Hai als auch für den Wolf. Ich hoffe, dass wir zukünftig die gute Propaganda des Wolfs etwas reduzieren und die des Hais steigern könnten, um nicht zwei Extreme, sondern zwei ähnliche Beispiele zu sehen und um überlegt eingreifen zu können. Beide Arten müssen auf gewisse Art geschützt werden und die Gefahr darf nicht in Vergessenheit geraten, aber auch nicht aufgebauscht werden. Und die Gefahr der Menschen sollten wir selbst auch nicht unterschätzen.
Weitere Links zum Thema:
https://www.agrarheute.com/land-leben/zehn-fakten-wolf-deutschland-509586
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/deutschland/index.html
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