Ich habe mich Anfang des Jahres dazu entschieden, mich hauptsächlich vegan, immer aber vegetarisch zu ernähren. Auf Fleisch zu verzichten, fällt mir recht leicht, weil mir Fleisch noch nie so wichtig war. Vegan ist da schon schwieriger. Ich habe sehr viel Käse- und Milchprodukte gegessen. Das ist dann schon eine ziemliche Umstellung, aber Gott sei Dank gibt es heutzutage viele Alternativprodukte im Supermarkt.
Aber warum sollte man darüber nachdenken, auf tierische Produkte zu verzichten?
Gründe dafür:
- Bei mir war der vorrangige Grund, wie bei vielen anderen Veganern, der ethische. Ich war schon immer tierlieb, habe aber doch immer unterschieden zwischen Haustieren und Tieren, die wir nicht essen, wie Raubkatzen, Delfine, Affen, usw. Wenn man mit Fleischprodukten aufwächst, dann ist Salami und Leberwurst einfach immer da. Man fragt sich nicht, woher sie kommen. Sie kommen aus dem Supermarkt und das war’s. Bis ich mich bewusst damit beschäftigt habe, hat es über 20 Jahre gedauert. Warum sollten Tiere wie Schweine, Hühnchen und Kühe weniger Wert sein als meine Katze? Warum sollten wir Menschen das Recht haben, sie nur zum Verzehr heranzuzüchten und auszubeuten? Ich finde, jeder, der damit klar kommt, wie Tiere geschlachtet werden, der kann Fleisch essen. Ich glaube aber, dass die wenigsten, die sich den Ablauf und die Zustände selbst ansehen, damit klar kommen würden. Daher finde ich es falsch, einfach weiterhin die Wurst aus dem Markt zu essen, wenn ich die Prozesse der Fleischproduktion nicht in Ordnung finde oder nicht ertrage. Da sollte sich aber jeder selbst ein Bild machen.
- Schlachten: Wie oben erwähnt, gibt es bei der Tierhaltung einige Missstände, mit denen man sich abfinden oder gegen die man vorgehen kann. Ich möchte hier aber nicht auf alle aufmerksam machen, nur einige anreißen. Wie Milchkühe, die künstlich geschwängert werden, um Milch für uns zu geben. Deren männliche Kälber nach Geburt jung geschlachtet werden und nichts von der Milch bekommen. Die weiblichen Kälber dürfen länger leben und das Leben ihrer Mutter als Milchkuh übernehmen, bis sie zu alt sind und geschlachtet werden. Vom berühmten Kükenschreddern weiß man ja. Man sieht solche Sachen immer wieder (wie auch vom Schweine-Hochhaus) und ignoriert sie im Anschluss doch wieder, weil man sich die Qualen und Zustände nicht ausmalen möchte. Auch bei Schlachtungen kommt es leider immer wieder zu Fehlbetäubungen. Außerdem sind die Tiere, anders als von vielen Konzernen kommuniziert, großem Stress ausgesetzt und müssen auf engem Raum leben und transportiert werden. Natürlich sind Tiere anders als Menschen. Aber jeder, der mir erzählen will, dass Tiere nicht so etwas wie Angst oder Schmerz fühlen, hat keinen Realitätssinn. Und wenn man so etwas mit Menschen nicht macht, warum dann mit Tieren? Bloß, weil es schon ewig so ist, ist für mich kein Grund.
- Umwelt: Natürlich ist auch so etwas wie Verringerung der Treibhausgase und Platzsparen ein Faktor, der jemanden zum vegan sein bringen kann. Außerdem kann man durch eine vegane Ernährung Volkskrankheiten eliminieren und die Aufnahme von Antibiotika, die in der Tierhaltung zum Einsatz kommen, verhindern. Dass der Soja-Anbau zur Regenwaldabholzung beiträgt, ist nur bedingt richtig. Diese Soja-Anbaugebiete dienen vorrangig als Futter für Nutztiere, wobei Sojaprodukte für vegane Produkte meist okölogisch angebaut werden. Dieser Punkt um Anbaugebiete, Platz und Umweltschonung ist aber heiß umstritten, weshalb ich ihn nicht als Hauptpunkt anführen möchte.
- Ernährungsaspekte: Die Annahme, dass Veganer zu wenig Proteine zu sich nehmen, ist nicht ganz korrekt. Es kommt drauf an. Mit Hülsenfrüchten, Nüssen oder Getreide kann man genügend Proteine zu sich nehmen (siehe hier). Was mich beschäftigt, sind mittlerweile vor allem Milchprodukte: Warum sollte es „natürlich“ sein, Milch von anderen Lebewesen zu trinken? Als Mensch hört man als Kleinkind auf, Milch zu trinken. Sie hilft uns zu wachsen und groß zu werden, wie bei jedem Säugetier. Milch ist für die Babys da, die schnell wachsen müssen. Wenn sie groß genug sind, gibt die Mutter keine Milch mehr. Wer kommt also auf die Idee, dass erwachsene Menschen Milch trinken sollten? Ob sie schädlich ist oder gesund – vieles, wie die Zufuhr von Kalzium durch Milch, wird uns von der Industrie erzählt. Milch enthält einige gute Komponenten, die man aber auch anders ausnehmen kann (siehe hier). Woher kommt Laktose-Intoleranz bzw. woher kommt die Toleranz? Woher kommen unnötige Fettreserven bei vielen Menschen? Nicht nur durch Zucker. Ich bin hier aber kein Experte! Zu ernährungswissenschaftlichen Aspekten gibt es viele verschiedene Ansätze und Quellen. Mehr dazu findet ihr unter den Links unten.
- Sortiment und Nachfrage: Mittlerweile sind die Supermärkte auf Veganer eingestellt. Es gibt Gemüse-Brotaufstriche, veganen Käse, Unmengen an künstlichen Fleischprodukten, Hafermilch… Die Industrie hat sich auf uns eingestellt und bietet viel an. Im Netz findet man viel Inspiration und tolle Rezepte. Man kann wirklich vieles vegan kochen. Was mich am meisten gefreut hat: Man denkt viel mehr darüber nach, was in den Produkten drin ist und beginnt, vieles selbst herzustellen. Man wird kreativ und lernt etwas über Lebensmittel und über seinen Körper. Was auch auffällt, ist, dass man weniger komsumiert, indem man eben viel bewusster schaut und plant.
Gründe dagegen:
- Das Image: Wenn man erzählt, dass man vegan ist, horchen viele auf und zeigen Unverständnis. Vegetarisch, ja ok, aber vegan? Wird Honig nicht automatisch von Bienen gemacht, sodass wir ihn uns nehmen können? Das ist oft anstrengend. Ich möchte nicht immer als diejenige abgestempelt werden, die Sonderwünsche hat. Klar frage ich im Restaurant vielleicht mal, ob Milch drin ist – Aber oft sind die Leute positiv und helfen weiter. Oft ist es bei den Mitmenschen nur so ein komischer Abwehrmechanismus. Du kannst jetzt nicht mehr mit grillen. Doch, kann ich! Das sollte jemanden, der darüber nachdenkt, nicht abschrecken. Ich glaube, dieses Image wird langsam verschwinden, da immer mehr Leute mitmachen und da immer mehr Leute Allergien haben und somit in die gleiche Schiene geraten. Letztlich kann es doch jedermanns eigene Sache sein, was er zu sich nehmen möchte. Und so pingelig, mein Gemüse nicht mit auf dem Fleischgrill zu legen, bin ich nicht.
- Gesundheit: Ja, es gibt auch einen Kontrapunkt in Sachen Gesundheit. Wie oben erwähnt, gibt es verschiedene Quellen mit unterschiedlichen Ansätzen. Während Harvard Milch nicht zur gesunden Ernährung zählt, wird sie in anderen Quellen als positiv erwähnt. Einerseits krebserregend, gilt sie in anderen Studien als krebsrisikoverringernd. Auch klar ist, dass in Fleisch positive Inhaltsstoffe für uns Menschen enthalten sind. Sonst würden wir es nicht schon so lange essen. Menschen sind „Allesfresser“ und können neben Pflanzen auch Fleisch verdauen. Unser Gebiss gleicht dabei eher denen von Pflanzenfressern und nicht Fleischfressern. Menschen haben aber auch nie mit ihren Zähnen gejagt, sondern mit Werkzeugen, sodass diese Anpassungen in der Evolution nicht nötig waren.
Letztlich ist für viele der ethische Grund der ausschlaggebende, vegan zu leben. In Sachen Gesundheit gibt es unterschiedlichste Ansätze und viele Pro- und Contra-Bewegungen. Der gesundheitliche Aspekt ist und war für mich nie der Punkt. Die Lebensmittelindustrie ist mir einfach oft zu undurchsichtig, um da einen Standpunkt abzugeben. Ich denke, jeder merkt selbst, was ihm gut tut und womit er sich gesund fühlt. Es geht um die Balance und um die Überzeugung. Und das ist wie erwähnt, jedem selbst überlassen.
Ich werde hier jedenfalls im nächsten Beitrag von meinen veganen Lieblingsprodukten berichten. Und ich freue mich über Anregungen und weitere Tipps!
Links:
welt – 27 Gründe, vegan zu leben
Spiegel – Wie gesund ist Milch?
flussabwärts – 10 Gründe, warum du nicht mit Veganern diskutieren solltest. Witzig 😉 Stimmt bei einigen sicherlich, aber trägt eben zum besagten Image bei. Ich hoffe, ich komme nicht so rüber…
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